1990 – die Ur-Tour: Oberaudorf, Zahmer Kaiser
„3000 Meter hohe Bersche ...
die gibt’s doch gor nich!“
Nutella, Enzian, Kapillaren: Alles zur Ur-Tour der Herrenwanderung
von Dr. Schoko
Eigentlich entstammt die Idee einer „Herrenwanderung“ unserer (Bushidos und meiner) Jugendzeit. Unser Nenn-Onkel Heiner wanderte nämlich mit seinen Freunden, zu denen auch der Don zählte, regelmäßig in den Herbstferien mehrere Tage lang. Da lag es irgendwie nahe, dass man dies auch im eigenen Freundeskreis einmal versuchen könne.
Ein erster Test fand im September 1990 statt. Mangels (kostspieliger und zeitaufwendigerer und teilweise wohl überhaupt) Alternativen, verbrachten Joe, O’Hara und ich eine Woche Urlaub zusammen in Oberaudorf, auf dem
Berggasthof Hocheck. Obgleich gesundheitlich teilweise ein wenig angeschlagen (Joe), unternahmen wir einige Wandertouren in die umliegenden Gebirge.
Unvergessen ist zumindest O’Hara und mir die regelrechte Erstürmung der „Goasgretl-Alm“. Es war unsere erste Wanderung („zum Einlaufen“ – Joe), in deren Verlauf sich O’Hara infolge des von Joe angeschlagenen Tempos (der Meistertrainer war einfühlsam wie immer – wir vernahmen sein asthmatisches Keuchen stets nur ganz weit entfernt) und des vorherigen reichhaltigen Frühstücks (mindestens fünf Nutella-Brötchen) akut erbrechen musste. Joes Magen-Darm-Trakt erwies sich auf dem Gipfel dann als wesentlich belastbarer: eine zum Zwecke der „Bewusstseinserweiterung“ zügig zur Hälfte geleerte Flasche Enzian führte lediglich zum (erwünschten) Vibrieren seiner Kapillaren.
Weiter erinnere ich die Besteigung des Brünnstein (1360 m), einen Besuch eines Eishockey-Spiels in Rosenheim (das donnernde „Sitz’, du Sau“, das die gesamte Halle skandierte, als ein gegnerischer Spieler auf die Strafbank musste, klingt mir heute noch im Ohr) sowie einen Titanic-Artikel über die Ossis, über den wir den ganzen Urlaub über gelacht haben („3000 Meter hohe Bersche, die gibt’s doch gor nich! Uns ham’se lang genuch’ verorscht“).
Warum Joe dann nach Rückkehr in die Heimat direkt am nächsten Tag erneut nach Oberaudorf zurückfahren musste, um einen vergessenen Pullover zu überbringen bzw. abzuholen, sollte er besser selbst erklären.
Zum Abschluss meiner Reminiszenzen hier noch unser damaliges Lieblingslied auf der Hocheck-Musikbox : Juliane Werding – Stimmen im Wind (aus „Sehnsucht ist unheilbar“, 1986)
Fortsetzung folgte ...