2009: Rhens, Mittelrheintal

DIE TOUR 2009

Im Jahr 2009 bezogen die Herrenwanderer Quartier im „Goldnen Stern“ zu Rhens, knapp zwei Jahre danach schloss das Etablissement, dessen Kammern einen penetranten Geruch nach Heizöl aufwiesen, für immer seine Pforten. Ob ein ursächlicher Zusammenhang mit der Heimsuchung durch die Herrenwanderer besteht, ist nicht bekannt.

Tour-Tagebuch 2009

  • Donnerstag, 10. September 2009

    Die Tour 2009 begann pünktlich: Treffpunkt 15.30 Uhr am Ärztehaus. Ein gemütliches Haus am Rande des Marktplatzes von Rhens („Goldener Stern“) bot Obdach für die Truppe. Stevie „Lizard“ van B. hatte alles gegeben und die seit langem mit Spannung erwartete  Wanderung völlig überraschend vier Tage vor Beginn auch inhaltlich ansprechend avisiert. In der Flussmitte liegende Burgen boten den historischen Rahmen für die allen erinnerlichen Aphorismen der sechziger und siebziger Jahre. „Männer – isch will die Borsch habbe!“, so jedenfalls der Sage nach Bill Bo angesichts der wider Erwarten verteidigungsbereiten Burg Dingelstein. „Was für ’n Simbel hatt’n erzählt, dass die Borsch unbewacht is'?!“ 


    Nach einem kleinen Orientierungsmarsch durch Rhens, der den Herrenwanderern insbesondere ein am Wochenende stattfindendes Stadtfest offenbarte (Details später), traf sich die Mannschaft in einem gemütlichen Separée zum Abendmahl. Höchste Werte allgemein und im besonderen für den Tourmaster, als er transpirationsgeeignete T-Shirts („Ist sisch schönnes blaues Donau“ – „Des isch doch de Rhoi, Du Simbel“) nebst wetterfesten Wanderkarten überreichte. Nach einem schmackhaften Essen (Kellnerin Andrea: schöne blaue Augen, ansonsten unauffällig) mit auffallend geringem Alkoholanteil sanken die Wanderer in Morpheus Arme.

  • Freitag, 11. September 2009

    Frühstück mit Bild-Zeitung, sodann die erste Wanderung. Distanz: 17 km. Zu Fuß. Konnte das gut gehen? Das lohnende Zwischenziel – der Vier-Seen-Blick. Angestrebtes Finale: Bootsanlegestelle Bad Salzig. Abfahrt 16.30 Uhr. Auf dem Weg freilich nutzten weder das laminierte Kartenmaterial noch die mit GPS pp. ausgestatteten High-Tech-Teile einzelner Fortschrittsgläubiger, um das jährliche Sich-verlaufen zu vermeiden. Nach einer kleinen Schleife und einigen Höhenmetern mehr erreichten sie dann doch alle acht (Schlock sollte erst am Freitagabend folgen) das Panorama-Restaurant Gedeonseck. Ein herrlicher Ausblick, der Dank der langen Wartezeit aufs Essen weit über eine Stunde genossen werden konnte, entschädigte mehr als genug für den beschwerlichen Aufstieg, den die nunmehr allesamt der Gruppe „50 plus“ angehörenden problemlos bewältigten. 


    Die Kondition war sogar so stark, dass der sich für den Abstieg anbietende Sessellift nur ein mildes Lächeln erfuhr und links liegen blieb. Umso steiler ging es dann freilich bergab. Man erreichte zwar nicht mehr Bad Salzig, dafür aber das von der progredienten Globalisierung auch nicht verschonte Boppard. Eine geistig mehr als wache chinesische Servicekraft verwöhnte die Wanderer mit Kuchen, Eis und Kaffee. Nach einem kleinen Spaziergang durch den Ort entschied man sich für die Heimreise per Bus. Ein mehr als charmanter Busfahrer gab das Wechselgeld mit freundlichen Worten („Da, kauf’ Dir was Süßes“) an den König zurück. Am Abend ging es dann in eine echte Hühnerkneipe mit überschaubarer Speise(n)karte („Hähnchen“ und „Käse“ – mehr hammer net). Freund Schlock traf so rechtzeitig ein, dass die Zeche durch 9 geteilt werden konnte. Im Anschluss gab es noch ein oder mehrere Absacker in Peters Streichholz-Kneipe mit skyTV und einem erregenden 4:1 von Kaiserslautern gegen Duisburg.

  • Samstag, 12. September 2009

    Spätestens um 9.00 Uhr mußten das Frühstück (inkl. Bild-Zeitung und Opel Propaganda auf der Titelseite: „Wir leben“, auf Seite 3 dann „Wir leben Autos“) und das planvolle, stets auch ermüdlich erläuterte Entleeren des Daum’schen Darms abgeschlossen sein. Dann ging es mit Sammeltaxen und Transfer via Fähre nach Kaub. Die Altstadt erwies sich ebenso als zentrales Waffen- und Militaria-Lager wie auch als Irrgarten, der die Truppe wieder mal zur entwürdigenden Benutzung von Mobiltelefonen zwang, um sich wiederzufinden. 


    Dann aber ein wunderbarer, wenngleich kräftezehrender Marsch über die Weinberge Richtung Loreley. Highs and Lows: Ein erst um 12.00 Uhr geöffneter Getränkestand wurde bereits um 11.00 Uhr erreicht. Die Themen auf der Tour: wegweisend und erhellend wie stets. Bikinimode und Suizid, Verdauungsprobleme und Prostatae, Vergleichstest Opel Astra - Audi A 3 unter besonderer Berücksichtigung von Lichtmaschine und Kofferraumvolumen. Ein unnötig schwächelnder König, der 20 Meter vor dem von den Kollegen eingenommenen Rastplatz kurz pausieren musste. Ein freundlicher Rasenmäher-Fahrer, der sich darüber beklagte, dass die Wegführung des 45 Jahre durch sein Örtchen führenden Rheinsteigs nunmehr geändert wurde und die Leute unnötig den Berg runter und wieder hoch gehetzt würden. Mehrfach wunderschöne Ausblicke auf den „Vater Rhein in seinem Bett“. Freundliche Finder des vorübergehend vermissten SchlockPhones. Ein gastlicher Camping-Platz mit Rindfleischsuppe und Marmorkuchen. Ein orientierungsloser König, der weisungsgemäß Frischwasser aufnahm, von seinem Volk aber verlassen wurde und erst fernmündlich Anschluss fand. Im Loreley-Museum ein 3D-Film über ein nur schwerlich erkennbares Weltkulturerbe (dennoch haben die 20 Minuten Pause gut getan). Die Loreley selbst war gar nicht da. Aber wir waren oben! 


    Sodann stramme 45 Minuten nach unten nebst Ankunft in St. Goarshausen. Reichlich Zeit um verdauungsfördernde Eistütchen zu verzehren, die Staubentwicklung eines ADAC-Rettungshubschraubers wahrzunehmen und die Ankunft des Steamboats „Goethe“ zu erwarten. Erstklassige Moderation an Bord verdeutlichte das durchweg hohe Niveau der Köln-Düsseldorfer Rheinschifffahrt. Der sich den Wolf tanzte u. a. fuhren dann mit Taxen zurück zum Quartier. Nach dem Duschen ab ins „Schiffchen“. Titte wies vor Beginn der Abendveranstaltung auf den dort gefeierten 80. Geburtstag seiner Schwiegermutter hin (klar, dass weitere Feierlichkeiten an gleicher Stelle nunmehr ausgeschlossen sind). Im Mittelpunkt des (partiellen) Interesses: 1. Die Bedienung. Namenlos, aber hinsichtlich Fesseln und verlängertem Rücken von Fachkräften für sehr gut befunden. 2. Weiß- und Grauburgunder. Alles in allem ein hervorragendes Essen. Bestens gelaunt erreichte man den Festplatz, der von der Band Teamwork ansprechend beschallt wurde. Die Quelle des Abends war sodann Schoko, der nach den noch nicht abgeschlossenen Ermittlungen alle dort getrunkenen Königsbacher bezahlt hatte. Was sich hier abspielte, kann in Worten nicht wieder gegeben werden, ist aber leider von Technik-Titte gefilmt worden und auf YouTube für die Öffentlichkeit nach Eingabe des Codenamens „Rhenser Eisbären“ einsehbar. Gegen 00.30 Uhr: Erfolgreiche Rückkehr in den „Goldenen Stern“ mit gefilmtem Treppenhaus-Finale. Bettruhe.

  • Sonntag, 13. September 2009

    Frühstück um Neun. Fortsetzung der Bild-Propaganda („Wir leben Autos II“) mit gesonderter Hommage an den am Vorabend besungenen Eisbären. Gruppenfoto ohne Rhein, aber mit Festplatz. Abmarsch zum Königsstuhl, daselbst Gruppenfotos mit Rhein, aber ohne Festplatz. Feine Nasen verspürten noch außerhalb von Rhens den sowohl die Binnenschifffahrt als auch den „Goldenen Stern“ prägenden Geruch nach Dieselöl. Dann aber ab nach Hause. Schlocks Schlußwort des Jahres auf die Bemerkung zweier Königstuhl-Touristen („Das ist ja wie im Film“): „Das ist kein Film, das ist echt!“. Herrenwanderer eben. Echte Liebe.

DER ORT DES GESCHEHENS:

Eine Bilderbuch-Wanderung!

Exzess beim Stadtfest: die Rhenser Eisbären

Tourabschluss am Königstuhl

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